Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
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Schokoladevergiftung beim Hund

Schokoladevergiftung beim Hund (©fotolia)

Schokoladevergiftung beim Hund (©fotolia)

© fotoliaHätten Sie gewusst, dass schon zwei Stückchen Zartbitterschokolade einen Chihuahua töten können?

Dr. med. vet. Isabel Bühler *

Die 8-jährige Springer-Spaniel-Hündin Trixie beschnupperte begeistert die vielen farbig eingepackten Geschenke auf dem Sofa. Das roch aber ganz interessant und musste doch einfach unbedingt näher inspiziert werden!

Trixies Frauchen hatte soeben Besuch von ihren Eltern erhalten, welche sämtliche Weihnachtsgeschenke für die kinderreiche Familie mitgebracht hatten. Wie üblich in der Vorweihnachtszeit ging alles etwas hektisch zu und her. Die Hundehalterin musste für das Festessen noch dringend Einkäufe tätigen und legte die Geschenke erst einmal in aller Eile im Wohnzimmer ab. Es entging ihr deshalb, dass sie die Wohnzimmertür nicht ganz geschlossen hatte…

Als sie nach Hause kam, der grosse Schock: Trixie hatte in der Zwischenzeit im Wohnzimmer richtiggehend gewütet! Überall lagen zerfetztes Geschenkpapier, Karton- und Papierschnipsel, und mittendrin viele leere Schokoladeverpackungen. Mit gesenktem Kopf stand Trixie vor ihr; sie wusste schon, dass sie etwas angestellt hatte

Am selben Abend wurde Trixie sehr unruhig und konnte trotz liebevollem Zureden nicht mehr beruhigt werden. Nervös wanderte sie unablässig hin und her und erbrach sich einige Male. Breiiger Durchfall folgte. Auch bemerkte die aufmerksame Hundehalterin, dass Trixies Herz wie verrückt zu rasen schien und sie ausserdem auffällig viel trank. Nun dämmerte es ihr, dass der vierbeinige Liebling womöglich eine Schokoladevergiftung erlitten hatte und sich in ernsthafter Gefahr befand.

Rasch begab sie sich in die Notfalltierklinik, und Trixie wurde peroral zuerst einmal Aktivkohle zugeführt. Ein Erbrechen auszulösen, war zu diesem Zeitpunkt leider nicht mehr sinnvoll, da seit der Einnahme der Schokolade bereits über fünf Stunden vergangen waren. Eine Infusion wurde ebenfalls sogleich gesetzt, und Trixie musste zwei Tage lang in der Tierklinik verbleiben.

Nach und nach verschwanden die Symptome wieder, und Trixies Allgemeinzustand verbesserte sich glücklicherweise zusehends. Gerade rechtzeitig konnte sie die Klinik verlassen, um Heiligabend im Kreise der erleichterten Familie zu feiern!

Hätten Sies gewusst…?

Generell gilt: je dunkler die Schokolade und je kleiner der Hund, desto gefährlicher.

Hätten Sie gewusst, dass schon zwei Stückchen Zartbitterschokolade einen Chihuahua töten können? Die süsse Versuchung verursacht bei uns Hundehaltern zwar allenfalls Gewichtsprobleme, bei unseren vierbeinigen Freunden jedoch kann das Naschen von Schokolade schnell zu schweren Vergiftungserscheinungen und im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen. Kleine Hunderassen wie Zwergspitz, Yorkshireterrier, Havaneser, Papillon oder Chihuahua sind dabei ganz besonders gefährdet.

Inhaltsstoff Theobromin

Die Schokoladevergiftung wird durch den Inhaltsstoff Theobromin, ein koffeinähnliches Alkaloid, verursacht. Hunde (und übrigens auch Katzen) können Theobromin weit weniger gut abbauen als der Mensch, was beim Tier zu Vergiftungserscheinungen führt. Je dunkler die Schokolade, desto mehr Theobromin enthält sie – und desto gefährlicher ist sie demnach für unseren Liebling.

Vergiftungserscheinungen treten meist innerhalb der ersten zwei bis vier Stunden nach Einnahme auf. Vermehrter Durst, Erbrechen und Durchfall sind anfangs Symptome. Unruhe, Zittern, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen, Fieber, Kollaps und Atemstillstand können folgen.

Bei akut hochgradiger Vergiftung kann innerhalb von 6 bis 24Stunden der Tod eintreten. Die chronische Aufnahme von Schokolade über mehrere Tage verursacht oft Herzversagen.

Wie gefährlich ist Schokolade denn wirklich?

Hätten Sie gewusst, dass schon zwei Stückchen Zartbitterschokolade einen Chihuahua töten können?

Welche Menge Schokolade für den Liebling schädlich ist, hängt von der Art der Schokolade und vom Körpergewicht des Tieres ab. Generell gilt: je dunkler die Schokolade und je kleiner das Tier, desto gefährlicher. Dunkle Zartbitter- oder Kochschokolade ist giftiger als Milchschokolade, weisse Schokolade hingegen enthält nur ganz geringe Mengen an Theobromin. 100 Gramm Bitterschokolade zum Beispiel enthalten 1600 Milligramm Theobromin, während 100 Gramm Milchschokolade «nur» 230 Milligramm Theobromin enthalten.

Die tödliche Dosis liegt jedoch schon bei 100 Milligramm Theobromin pro Kilogramm Körpergewicht. Zwei Stückchen Zartbitterschokolade können demnach einen Chihuahua umbringen, bei einer Dogge hingegen verursacht dieselbe Menge an Schokolade wohl kaum Symptome. Hat ein 5 Kilogramm schwerer Hund 100 Gramm Bitterschokolade gefressen, kann dies lebensgefährlich sein. Hat er jedoch dieselbe Menge an weisser Schokolade vertilgt, wird es höchstwahrscheinlich zu keinen gesundheitsgefährdenden Störungen kommen.

* Dr. med. vet. Isabel Bühler ist Kleintierärztin mit langjähriger Berufserfahrung und arbeitet im tierärztlichen Notfalldienst.

Bei Verdacht auf eine Schokoladevergiftung:

  • Suchen Sie SOFORT den Tierarzt auf, vorher kurz anrufen. Warten Sie nicht ab, bis erste Symptome wie Erbrechen und Durchfall auftreten. Je früher der Vierbeiner behandelt wird, desto grösser die Chancen auf eine vollständige Genesung.
  • Lösen Sie nicht selbst Erbrechen aus.
  • Bringen Sie die Packung mitsamt übrig gebliebener Schokolade mit zum Tierarzt.

Wie vermeide ich eine Schokoladevergiftung bei meinem Hund?

  • Schokolade ist für den Vierbeiner weder als Futter noch als Leckerli geeignet. Geben Sie dem Betteln ihres Hundes nicht nach und verköstigen Sie ihn niemals mit Schokolade.
  • Informieren Sie Familie (insbesondere Kinder) und Personen, die Zugang zu Ihrem Liebling haben, dass Schokolade für ihn giftig sein kann.
  • Bewahren Sie Schokolade immer verschlusssicher auf und lassen Sie sie nie herumliegen. Dies ist besonders in der Oster- und Weihnachtszeit aktuell. Schränke und Schubladen, die ihr schlauer Vierbeiner öffnen kann, sind keine geeigneten Lagerorte.
  • Spezielle Hundeschokolade enthält nur sehr geringe Mengen an Theobromin und darf deshalb verfüttert werden.

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